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Ursula Reber Exterritorium: Die Expansionen und Exklusionen räumlicher Formationen, das In- und Ausschlussverfahren der Beherrschungstechniken Abstract In meinem Beitrag zeichne ich die vielfältigen und teils kontroversiellen Zusammenhänge von Raum, Wahrnehmung/Vorstellung, Repräsentation, Ikonik, Aus-/Einschluss, Schwelle, Performativität, Lektüre und Regionalität nach. Karten und Kartografierungen fallen als ein Zwitter der Kodierungen auf: Einerseits ist die Karte ein Text, andererseits ein Bild, das wiedrum zeichnerische Elemente mit Schrift kombiniert. Von hier ausgehend ergeben sich verschiedene Diskussionspunkten zu Verfahren einer kartografischen Vernunft und Ästhetik: 1) Perspektivierung/en der Karte: Welcher Blick auf "die Welt" führt zur Karte, und wie wird dieser von und in der Karte reflektiert? Mithin stehen die Fokalisierung von Intention und Projektion zur Diskussion; die Setzung von Markern, die Formung von Landschaften und die Umformung, teils auch Verformung von Raum. 2) Lektüreverfahren, Übersetzung und Ikonik: Bevor eine Karte gezeichnet wird, findet eine Umgrenzung und Lektüre eines Milieus statt, das sowohl gesellschaftlich, kulturell oder landschaftlich verfasst sein kann, bzw. in der Regel eine Kombination aus diesen Elementen darstellt. Wie werden Kodes von außen wahrgenommen, empfunden und in das eigene Raumdenken integriert? Welcher weitere Transformationsprozess findet statt, wenn diese Landschaft ihrerseits auf eine Karte appliziert wird? Welche Objekte werden zu Icons, welche Objekte werden symbolisiert? Wie wird die Lektüre der Karte gelenkt, welche Schrift bildet den transformatorischen und relationalen Charakter nach? 3) Ein- und Ausschlussverfahren: Auf jede Weise wird Raum und Raumdenken durch Grenzen (und Schwellen) konstituiert. Grenzen funktionieren stets inklusiv und exklusiv, und identifizieren immer doppelseitig: sowohl nach innen als auch nach außen. Wie durchlässig oder nichtdurchlässig werden auf diese Weise kollektive Identitäten und soziale Gefüge konstruiert? 4) Regionalität und Globalität / Peripherisierung und Zentralisierung: Unter welchen Voraussetzungen kann die kartografische Vernunft so klassifiziert werden, dass sie zu Peripherisierungen und Zentralisierungen führt? Besteht Deckungsgleichheit zwischen Peripherisierung und Regionalisierung / Zentralisierung und Globalität und welche Bedeutung für das Raumdenken hat dies? Die Beispiele, anhand derer die entworfenen Problematiken diskutiert werden, sind Reiseberichte, Anekdotensammlungen und geographische Schriften zum Balkanraum aus den Jahren zwischen 1860 und 1920. Das Spannungsfeld verschiedener "Übersetzungen" und Ansprüche der kartografischen Vernunft von Deskription, Abbildung, Repräsentation und Ästhetik äußert sich hier auf vielfache Weise in einem vorherrschen geologisch-geografischen und ethnografischen Selbstverständnis. Zu zeigen wird ebenfalls sein, inwiefern diese einander vorgeblich ausschließenden bzw. ergänzenden Intentionen und Verfahrensweisen ineinander verflochten sind und eine Human- und Kulturgeografie ergeben. Ein besonderer Platz kommt der Diskussion der Geografie als politischer Wissenschaft anhand einer Lektüre von Friedrich Ratzel und der Diskussion der "natürlichen Grenze" zu.
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